Heute berichte ich mal von einem ganz besonderen Kurztrip. Und zwar haben wir meinen Mann (Eddy) an seinem Arbeitsplatz besucht. Auf einem Containerschiff. Wen sowas überhaupt nicht interessiert, den langweiligen einige Bilder vermutlich. Und Achtung! Es sind wirklich EINIGE Bilder :-) Mitte Mai sind wir in Flensburg mit dem Nachtzug losgerattert, damit wir am nächsten Tag in Antwerpen endlich den Papa in die Arme schließen können. Allein die Zugfahrt war für die beiden Kleinen schon ein Abenteuer.
In Antwerpen angekommen mussten wir uns noch ein wenig die Zeit vertreiben. Nachdem wir das (unglaublich viele) Gepäck weggeschlossen hatten, machten wir uns auf Nahrungssuche. Im Restaurant zur Goldenen Möwe wurden wir fündig. Und auf welchen Sofas kann man mit einem vollgefutterten Bauch am besten chillen und dabei großartige Latte Macchiatos trinken? Bei Starbucks. Mein Herz hüpfte vor Freude, als ich das Schild erblickte. Und ich glaube, die Kinder fanden es auch ganz gemütlich. Nachdem die Handys durch eigene Muskelkraft wieder aufgeladen waren und wir ein wenig den schönen Bahnhof bestaunt hatten ging es endlich Richtung Hafen.
Der beste Papa der Welt begrüßte uns und zeigte uns kurz die Zimmer, um sich dann direkt wieder an die Arbeit zu machen. Aus dem Fenster konnten wir prima sehen, wie die Hafenarbeiter sich mit den Kränen einen Container nach dem anderen angelten. Um 18 Uhr hatte Eddy dann Feierabend und wir bekamen die beste Sicherheitseinweisung ever, bevor wir gemeinsam zum Abendessen gehen konnten. Später am Abend stand für mich dann noch der Geschenketisch für Bo auf dem Programm. Weil.... auch wenn man am Geburtstag nicht zu Hause ist..... will man ja trotzdem Geschenke auspacken. :-) Auch wenn alles anders als sonst war, war es ein schöner Tag.
Wir spielten ein paar Runden Tischtennis und sahen später zu, wie wir in Antwerpen ablegten und durch die Schleuse fuhren. Vor uns fuhr ein anderes Schiff in die Schleuse. Morten und ich waren uns einig, dass wir dann sicher als nächstes durch die Schleuse fahren würden, wenn dieses Schiff durch ist. Wir staunten nicht schlecht, als das Schiff unter unseren Füßen weiterfuhr um mit in die Schleuse zu kommen. Es fielen Sätze wie"Nein, das passt nicht, wir halten sicher gleich wieder!" "Doch das passt!" "Meinst Du?" "Die werden schon wissen, was passt und was nicht passt...!" "Hoffentlich" :-) Und tatsächlich. Wir passten genau mit rein. Verrückt!!! Hätten wir ehrlich gesagt nicht gedacht. Und kaum hatten wir realisiert, wie sehr wir uns verschätzt hatten, kam hinter uns ein kleineres Binnenschiff angetuckert. Ich schaute runter, schätzte den Abstand zur Kante und meinte:"Das quetscht sich hier auch noch mit rein!" Morten wieder:"NE, DAS passt nicht!" Doch :-) es passte. Und so ging es heiter weiter. 4 weitere Schiffe / Boote folgten, bis es endlich eng wie in einer Fischdose war. Gespannt verfolgten wir, wie das Wasser anstieg. Ich hätte es mir natürlich ein wenig dramatischer gewünscht. Ein bisschen so wie früher im Wellenbad, wenn das Wasser mit Schwung ankam. Aber das ist natürlich Blödsinn. Ist ja kein Kino, sondern Realität :-D
Nach der Schleuse hatte Eddy dann Feierabend und wir konnten zusammen Bos Geburtstagskuchen essen. Und da wir nun auf See waren, durften wir auch endlich eine Runde an Deck drehen. Wir gingen bis ganz nach vorne und waren natürlich die Könige der Welt :-D Wir waren beeindruckt von der Größenordnung. Ob es nun das Ruder oder die gesamte Länge des Schiffes war. Alles war irgendwie riesig. Und aus Metall. Und es geht trotzdem nicht unter. "Das ist Physik!", sagt der Mann für den das total logisch ist. "Verrückt!!!", denkt die Frau die leider niemals in Physik aufgepasst hat oder einfach zu dämlich war, es zu begreifen. "Aber es wird wohl irgendwie logisch sein!", denkt sie weiter und nimmt die Kamera in die Hand um noch ein paar schöne Bilder zu machen. Nachts gehe ich mit meiner Kamera bewaffnet auf die Brücke um Eddy bei der Arbeit zuzuschauen.
Nachts gehe ich mit meiner Kamera bewaffnet auf die Brücke um Eddy bei der Arbeit zuzuschauen. Er zeigt mir ein paar Sachen und wir schauen uns zusammen eine Karte an. Ich lasse mir kurz zeigen, wie es aussieht wenn er Eintragungen in die Karten macht, mache ein paar Fotos und begreife, woher seine Nackenschmerzen kommen könnten. Ich mache noch ein paar Bilder vom Vollmond und schleiche mich wieder ins Bett.
Über Nacht lag das Schiff am Anker. Kurz bevor es weitergehen und der Anker gehoben werden sollte, meinte Eddy, dass man da ja cool Bilder hätte machen können. Hätte machen können? Kamera in die Hand, Schuhe und Jacke an und los. Leider darf man auf einem Schiff (verständlicherweise) nicht laufen. Aber vielleicht sind wir ja doch rechtzeitig da. Und wenn nicht, ist es Pech. Doch wir hatten Glück. Die Jungs hatten gerade erst losgelegt und ich wartete gespannt auf den Anker. Es tut mir leid, dass nun ein paar Ankerbilder folgen, aber das Aussortieren fiel mir schwer. Diese ganzen Wassertropfen, die Kraft und das Metall.... finde ich super!!! Auf dem Rückweg fotografierte ich jeden, der mir vor die Linse kam. Gnadenlos :-)
Und dann gabs auch schon wieder Essen. Wir sind wirklich total nett umsorgt worden vom Koch. Als die Kinder sagten, wie lecker die Orangen sind (die hat Papa auf dem Markt in Brasilien eingekauft), gabs direkt Nachschub. Danach durfte ich dann wieder ein bisschen auf die Brücke. Eddy fuhr das Schiff gerade in Richtung Amsterdam. Wir warteten auf den Lotsen, der dann zusammen mit dem Kapitän das Schiff in den Hafen reinfuhr. Der Containerhafen in Amsterdam ist krass. Wie soll ich es erklären.... diese Fahrzeuge, die die Container zum Kran bringen, oder von dort abholen..... da sitzt niemand drin. Die fahren computergesteuert. Verrückt sieht das aus.
Diese Autos meine ich. Die düsen da ferngesteuert rum.
Vielleicht interessiert es den einen oder anderen, wie man auf so einem Containerschiff wohnt. Hier seht ihr die Kabine von Eddy. Er hat auf diesem Schiff zwei Zimmer, was er natürlich gut findet. Das ist nicht auf jedem Schiff so. Außerdem gibt es einen Sportraum mit ein paar Geräten, einer Tischtennisplatte und einem Pool, in den bei Bedarf Meerwasser eingefüllt werden kann.
Was für ein Jubel, als wir Eddy während seiner Ladungswache entdeckten. Zum Glück waren wir gerade in dem Zimmer, das 3 Fenster hat. So konnten wir alle unsere Nasen an den Scheiben plattdrücken. Wir warteten, bis er Feierabend hatte, und machten uns dann auf den Weg zur Maschine. Die Führung wollten die Jungs und ich uns auf keinen Fall entgehen lassen. Technische Informationen kann ich leider überhaupt keine geben. Bei fragen dürft ihr Euch aber gerne vertrauensvoll an meinen Mann wenden :-D Und weiter gehts Richtung Hamburg. Wir genießen einen wirklich wunderschönen Sonnenuntergang. Bo rief mich mit den Worten:"MAMA, da MUSST Du ein Foto von machen um es für die Nachwelt festzuhalten!" Ok, hab ich gemacht :-) Und damit wir auch mal alle zusammen abgebildet sind, muss das Fish-Eye für ein Selfie herhalten. Nachts schauen die Jungs und ich nochmal auf der Brücke vorbei. Morten ist mit einigem Interesse und viel technischem Verständnis dabei, während Bo sich das vermutlich etwas spannender vorgestellt hat. :-) .
Am nächsten Tag fuhren wir in den Hamburger Hafen. Eddy hatte mir vorher bescheid gegeben, dass wir irgendwann an der Schiffsbegrüßungsanlage vorbeifahren würden. Diese ist übrigens einen Besuch wert http://www.schulauer-faehrhaus.de/willkomm-hoeft-schiffsbegrusungsanlage . Dort wurde dann zur Begrüßung die Deutsche Nationalhymne gespielt. Es wurde fleißig hin und hergewunken und durch Ferngläser bzw. Objektive geguckt. Hach... Hamburg... das ist die einzig mir bekannte Großstadt, in der ich mich richtig wohlfühlen kann. Als wir so über die Elbe schipperten, dachte ich an meine beste Anke der Welt, die in Hamburg wohnt, an die Hochzeit von Carl und Jeanette aus dem letzten Jahr, die ich ganz in der Nähe zusammen mit meinem Mann begleitet habe, und an Stullenandi. :-)
Wieder gab es einen wunderschönen Sonnenuntergang. Am nächsten Morgen ging es noch vor dem Aufstehen wieder los. Ich glaube es war 5 Uhr, als wir wieder ablegten und Hamburg hinter uns ließen.
Es war zwar wirklich frisch, aber ich genoß den Ausblick ein paar Minuten und wartete auf den Moment, in dem die Sonne über Blankenese aufging. Ich freute mich über dieses großartige Licht und ging noch ein bisschen schlafen.
Später am Tag ging es dann nochmal auf die Brücke. Die Kinder durften kurz "steuern" und guckten durch die Ferngläser. Wir näherten uns Bremerhaven und so langsam wurde es Zeit, die Koffer zu packen. Am frühen Abend sollten wir mit dem Zug wieder nach Hause fahren und Papa wieder Tschüß sagen. Diesmal war es allerdings wirklich halb so schlimm. Normalerweise warten wir 4 Monate aufeinander. Diesmal waren es dann nur 2 x 2 Monate. Auch das ist eine lange, anstrengende Zeit für alle. Aber nun hatten wir einen kurzen Zwischenstopp auf der langen Strecke, der wirklich gut getan hat. Dafür danken wir der Reederei http://www.er-ship.com/de/ E.R.Schiffahrt, dem Kapitän, der ebenfalls einverstanden sein musste und Carl, der mein Retter in der Not war. Und ein großes Danke an den für mich besten Ehemann der Welt, der sich wie immer durch nichts aus der Ruhe bringen ließ und uns einen Teil seiner Welt näher gebracht hat.